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Dialektsyntax des Schweizerdeutschen

Phänomene

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Eine Auswahl von Phänomenbereichen

Bei der folgenden Auflistung handelt es sich um eine Übersichtsdarstellung, die einen groben Überblick über ausgewählte Phänomene der schweizerdeutschen (Morpho-)Syntax geben soll. Es handelt sich nicht um eine abschliessende wissenschaftliche Klassifikation. Viele der hier aufgelisteten Bereiche wurden im Zuge der Befragung zum SADS abgedeckt.

Nominalphrase

Stellung/Doppelung des unbestimmten Artikels in der Nominalgruppe:

si wär (e) ganz e gueti Frau für de Markus
Richner-Steiner 2011, Steiner 2006, Steiner 2005

Stellung/Doppelung des bestimmten Artikels:

er isch (dr) vil dr besser Choch
Steiner 2006

Stellung/Doppelung von Indefinitpronomina:

(öpper) ganz öpper fremds isch choo

Pronominaler Partitiv/Nullobjekt:

selli re / ø ga chaufe? [Milch]

Flexion des Adjektivs nach Indefinitpronomen:

öpper nöis / öpper nöier isch choo

Kongruenz von koprädikativen Adjektiven:

Fischstäbli mues mer doch gfrore / gfrorni / gfrornä aabräätle
Bucheli Berger 2005b, Bucheli Berger & Glaser 2004

Possessivkonstruktionen:

das isch em Peter
das isch s Peters
das isch s Sandras
em Lehrer sin Hund
s Lehrers Hund
das isch mir
das isch der Lehrerin

Bart 2006

Fehlen des bestimmten Artikels vor Eigennamen:

ich han ø Anna gsee
Bucheli Berger 2006

Pronomina

Stellung von Pronomina und/oder Klitika:

si bringt-mer-s
si bringt-s-mer

Ausfall des klitischen Pronomens 1.Sg.:

ha-ø-der das nid scho verzellt?

Ausfall der 2.Sg.:

tänk draa, das d / ø muesch ga wähle gaa!

Einsatz/Fehlen des expletiven es:

do wird s gwärchet
im Winter, wenn ø chaalt isch

Pronomen der 3. Pers. für Reflexiv:

Er lueget nume für inn sälber

Indefinitpronomen zur Bezeichnung geringer Menge:

Häsch ghöört, es sell hüt no öppis Schnee gää!

ein als Indefinitpronomen man auch im Nominativ:

Es weiss ein nid, wo aafange

Interrogativum für Indefinitpronomen:

Suechsch was?

Kasus

Präpositional erweiterter Dativ:

A/i wëmm wett er dänn die schööne Blueme bringe?
Das ghöört doch a/i minere Schöschter.

Kasusflexion von Eigennamen:

Ich han Fritzen gsee

Zusammenfall Akkusativ-Dativ:

Die sind nid für dir!

Akkusativ nach Kopula:

Das isch inn gsii

Verbalgruppe

Wortstellung im komplexen Prädikat:

(ich ha kei Aanig,) öb er das Auto scho zalt het / het zalt
ich weiss au nid, ob er ämal wett hürate / hürate wett
S Telefon hät grad glüütet, woni han welle gaa / han gaa welle

Ersatzinfinitive:

ich ha de Fritz ghöört / ghööre choo

Infinitivpartikeln:

si isch go(ge) poschte (ggange)
Da mues i zersch (go) luege
Er laat de Schriiner (la) choo
Wänn s so warm bliibt, faat s Iis afa schmelze

Verlaufskonstruktion am + Infinitiv:

si isch am d Rüebli rüschte
si isch d Rüebli am rüschte

Resultativkonstruktionen:

dr Chorb isch umkipptä

Hilfsverb und Kongruenz beim Passiv:

Si isch grad verchauft(i) worde / cho

Wortstellung des Infinitivs in der tun-Periphrase:

Das gfalle tät mir au

Verbfokussierung:

Sii bisch scho en Fliissigi!

Sekundäre Prädikation zusammen mit kommen:

Dänn isch en Fuchs z schliiche cho

Infinitivanschluss mit/ohne zu:

Ich ha vergässe (z) üebe

Inchoativperiphrase mit kommen:

Chunsch z früüre?

Gerundium-Formen:

Du häsch sicher vil z verzellid

Satzverknüpfung

Erweiterung der Nebensatzeinleitung mit dass (doubly filled COMP):

Er cha doch nid wüsse, wo dass d wonsch.

Pronominale Wiederaufnahme im Relativsatz (Resumptivpronomina):

Das isch de Maa, won em geschter de Wääg zeigt han.

Anschlusslose (invertierte) Ergänzungssätze:

I ha no Glück, han i e gueti Woonig!

Satzverschränkungen:

Wer häsch gsäit, dass (er) em Kevin ghulfe hät?

Wahl und Position des Anschlussmittels für finale Infinitive:

Ich bruuche Tablette zum / für ii(z)schlaafe.

Weiteres

Doppelung bei Pronominaladverbien:

daa-demit wett-i nüüt z tue haa
daa wett-i nüüt (de)mit z tue haa

Doppelte Negation:

s isch niene kän Mäntsch ume
Weisch, früener hät niemer kä Gält ghaa für daas!

Kontaminationsformen Präposition + bestimmter Artikel im Dat.Sg.F.:

ar Wand
a de Wand

Verdoppelung des w-Fragewortes in Ergänzungsfragen:

Was macht dr Urs jetz was?
Frey 2011, Frey 2010a, Frey 2006, Frey 2005

Komparativanschluss:

Si isch grösser als / wie / weder / wan ich
Friedli 2012, Friedli 2006, Freidli 2005

Form des indefiniten Artikels im Dat.Sg.:

Mit (e)me(ne) Maa.
Ich has (e)me(ne) Maa ggee.
Mit (e)re Frau.
Ich has (e)re Frau ggee.

Zur Erhebungsmethode

Die Daten des Syntaktischen Atlas der deutschen Schweiz (SADS) wurden zwischen 2000 und 2002 mithilfe schriftlicher Fragebögen erhoben, welche an alle Gewährspersonen auf dem Postweg versandt wurden. Das Fragebuch besteht aus vier solchen Fragebögen, welche hier betrachtet werden können. Die Fragebögen stehen auch in ihren verschiedenen Versionen zum Download bereit. Für genauere Informationen zum Vorgehen und weitere Daten zu Gewährspersonen und Fragebögen vgl. insb. Glaser & Bart (2015) sowie Bucheli & Glaser (2002).

Weiterführende Informationen

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